Anja Grossmann gewinnt EM Gold
Wie schaffen Sie es, Schule, Lehre und Ihr intensives Training unter einen Hut zu bringen?
Das ist nicht ganz so einfach. Aber mit endloser Leidenschaft für Velofahren, mit unendlich viel Wille und Koordination klappt das ganz gut. Es hilft mir auch sehr, einen Lehrbetrieb zu haben, welcher mich im Sport und in der Lehre sehr gut unterstützt. Auch ist es für mich ein grosser Vorteil, in der Sportklasse in Aarau zu sein. Es erleichtert mir einiges.
Gibt es Fähigkeiten, die Sie im Radsport gelernt haben, die Ihnen auch in Ihrer Lehre oder in der Schule helfen?
Ich glaube, dass der Durchhaltewillen und der Ehrgeiz den ich beim Sport habe, mir auch in der Lehre hilft.
Wie fühlt es sich an, an der Europameisterschaft bei den Juniorinnen Gold im Radquer gewonnen zu haben? Haben Sie weitere Ziele, die Sie verfolgen?
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Einen Titel zu gewinnen ist immer unendlich speziell und ich kann nicht in Worte fassen, wie viel mir das bedeutet. Denn es ist einer meiner Träume, den ich erreichen konnte und das ist unbeschreiblich. Es sind so extrem viele Emotionen, die man erleben darf.
Meine weiteren Ziele und Träume sind die Weltcuprennen im Radquer im Dezember. Danach die Schweizermeisterschaft und die Weltmeisterschaft.
Mein grösster Traum ist es, nächstes Jahr an der Mountainbike-Weltmeisterschaft in Crans Montana teilzunehmen.
Wie bereiten Sie sich mental und körperlich auf solche grossen Wettkämpfe vor? Gibt es ein Ritual, das Ihnen besonders wichtig ist?
Man trainiert die ganze Saison sehr intensiv auf dem Velo auf so einen Grossanlass hin. Mental bin ich eigentlich ganz stark, ich weiss, was ich kann und was ich will und wenn ich mal an mir zweifle, dann versuche ich, mich daran zu erinnern. Ich gehe auch ab und zu ins Mentaltraining, um die Zweifel aus dem Weg zu schaffen und mental an mir zu arbeiten.
Welche Hindernisse mussten Sie auf dem Weg zu Ihrem EM-Gold überwinden – sei es im Training, in der Schule oder privat?
Ich hatte eigentlich keine Hindernisse auf diesem Weg. Bis ich eine Freundin verloren habe. Es ist das Härteste im Leben. Der Schmerz und die Trauer werden immer gleich tief sitzen. Ich musste lernen, mit diesem Schmerz umzugehen, um einen freien Kopf zu haben in Situationen, in denen ich es brauche. Sie hat mir so extrem viel Liebe, Hoffnung, Kraft und Glaube geschenkt und ich habe das Rennen für sie und mit ihr gewonnen.
Was motiviert Sie, jeden Tag so hart zu arbeiten, sowohl im Sport als auch in Ihrer Ausbildung?
Das Velofahren ist meine grösste Leidenschaft. Das Gefühl auf dem Rad ist für mich unbeschreiblich, ebenso wie Rennen und Titel zu gewinnen. Ich gebe alles dafür, meine Träume und Ziele zu erreichen. Das unbeschreibliche Gefühl, Titel und Rennen zu gewinnen, ist das, was mich jeden Tag motiviert. Mir ist es sehr wichtig neben dem Sport eine Lehre abzuschliessen und das ist es, was mich motiviert.
Wie gehen Sie mit Druck und Erwartungen um – sei es von Ihnen selbst, von Trainer/-innen oder von Ihrem Umfeld?
Den grössten Druck mache ich mir selbst. Ich versuche mir dann immer zu sagen, dass ich das kann und was meine Stärken sind. Aber Druck gehört dazu und es ist ein Teil davon, Athletin zu sein. Man muss nur lernen, damit umzugehen.
Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor? Welche Ziele neben dem Radsport streben Sie an, sobald Sie die Ausbildung abgeschlossen haben?
Nach der Lehre möchte ich meine Leidenschaft zum Beruf machen und Profisportlerin im Velofahren werden. Vielleicht werde ich auch noch ein wenig im KV-Bereich arbeiten und vielleicht auch noch die Spitzensport RS machen, aber das ist alles noch offen.