Fachbeitrag

Künstliche Intelligenz im Unterricht

Künstliche Intelligenz (KI) hat, so schnell wie sie sich verbreitet hat, auch die Unterrichtsgestaltung im Klassenzimmer verändert. Sie ist bereits seit Ende des letzten Schuljahrs für einfache Funktionen auch in KVdigital, dem Learning Management System an der HKV Aarau, integriert. Ein Bericht, wo wir stehen und wie es weitergehen könnte.

Die digitale Transformation hat den Lehrerberuf stark verändert und wird ihn auch in Zukunft noch weiter verändern – Stichwort «künstliche Intelligenz», über die wir hier auch schon vor einem Jahr geschrieben haben.

 

Veränderte Ansprüche
Die Veränderung, welche die digitale Transformation ins Klassenzimmer gebracht hat, beginnt aber bereits im Kleinen: «Sie, ich habe keinen Zugriff mehr auf die Plattform.» «Sie, mein PC ist eingefroren, es geht nichts mehr.» usw. Lehrpersonen sollten darauf eine Antwort haben, müssen sich also selbst gut mit Anwendungsprogrammen und allerlei Fallstricken dieser Art auskennen. Ebenso hat die Einführung von MS Teams die Art, wie Lehrpersonen und Lernende kommunizieren, verändert. Und die Veränderung des Berufs geht bis ins Grosse: Wie integriere ich die Nutzung von KI in den Unterricht? Wie bewerte ich eine Aufgabe, die KI erledigen kann? Wie nutze ich KI selbst für besseren Unterricht? Wie binde ich digitale Lernplattformen in den Unterricht ein?

 

KVdigital als Antwort
Mindestens die letzte Frage hat die HKV Aarau schon vor einem Jahr beantwortet und KVdigital eingeführt. KVdigital ist eine eigene Entwicklung eines LMS, also eines Learning Management Systems. Zentraler Bestandteil sind Lerninhalte entlang des Stundenplans, die aber nicht, wie bei vielen digitalen Lehrmitteln, einfach nur als Online-Buchversion existieren. Die Inhalte können interaktiv aufgebaut werden. Videos, Learning-Apps, Umfragen und Quizze usw. können in den Unterrichtsverlauf eingebunden werden.

 

Zudem ist KVdigital ein Tool für die Lehrpersonen für kollaborative Unterrichtsvorbereitung und -gestaltung. Dabei ist es jedoch nicht geblieben. Noch vor Beginn des neuen Schuljahrs wurden weitere Funktionen integriert bzw. bestehende Funktionen weiterentwickelt. So generiert die KI für Lehrpersonen mittels «Knowledge-Check» Multiple-Choice- Fragen zu Theorie-Inhalten. Ideal, um zu überprüfen, ob nach der Theorie-Lektüre auch etwas hängen geblieben ist.

 

Fast 70 % der Jugendlichen nutzen KI bereits
Eine ähnliche Funktion steht aber auch den Lernenden zur Verfügung. Ziehen sie über «MyKnowledge» durch das Markieren entsprechender Inhalte Theorie in ihre persönliche Datenbank, so können auch sie mittels KI Multiple-Choice-Fragen zur Theorie erstellen lassen. Ihren persönlichen Bereich können sie zudem mit eigenen Textbausteinen ergänzen und so auch direkt ihr Portfolio im KVdigital erstellen und pflegen.

 

Die Nutzung von künstlicher Intelligenz ist für Lernende nicht auf KVdigital beschränkt.
Gemäss der Studie «IGEM-Digimonitor» von diesem Jahr nutzen 68 % der 15 bis 19-jährigen Männer KI, bei den Frauen sind es 63 %. Weit vorne in der Anwendung steht die Beantwortung von Fragen, direkt gefolgt von der Nutzung zur Erstellung und Übersetzung von Texten.

 

KI gehört in den Unterricht
Dieser Tatsache, dass ChatGPT und Co. längst Einzug in den Alltag der Jugendlichen gefunden haben, muss im Unterricht Rechnung getragen werden. Das beinhaltet neben der Integration in den Lektionen als Tool auch den kritischen Umgang mit den Resultaten. Denn diese werden noch zu oft ungefragt und zum Teil auch ungelesen als bare Lösung angenommen, was sie sicherlich nicht sind.

 

Die Integration des Tools für den Unterricht in Form von Multiple-Choice-Fragen ist nur der Anfang der Integration von KI in KVdigital. Da im Hintergrund ChatGPT 4.o läuft, sind die Möglichkeiten fast unbegrenzt. So sind in Zukunft auch offene Textfragen geplant, die dann automatisch durch die KI korrigiert werden. Jedoch muss der Prompt, der im Hintergrund an ChatGPT gesendet wird, standardisierbar sein oder sonst selbst eingegeben werden. An diesen Entwicklungen wird aktuell
mit Hochdruck gearbeitet.

 

KI wird nie mehr so schlecht sein wie heute
Mit Multiple-Choice-Fragen lassen sich zwar aktuell nur Grundlagenwissen abfragen. In der Diskussion um Kompetenzen wird jedoch oft vergessen, dass es Grundlagenwissen immer noch braucht. Zudem gibt es aktuell keine Tools, die automatisiert Kompetenzen abfragen können, denn Kompetenzen fordern immer, dass mehrere Elemente von Wissen und Fertigkeiten zusammengeführt und an neuen Problemen angewandt werden. Doch wenn man an die rasche Entwicklung von KI denkt – es sind nun erst rund 2 Jahre, seit ChatGPT vorgestellt wurde – dann geht dies vielleicht nicht mehr lange …

 

Jan Bolliger

Lehrer Wirtschaft und Recht

KI im Unterricht mit KVdigital
KI im Unterricht mit KVdigital

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