Sina Ettlin - Stabhochspringerin
Sina, Sie hatten heute Morgen Unterricht, Sie waren im Training und jetzt führen Sie ein Interview für das Schulmagazin. Wie bekommen Sie Sport und Schule unter einen Hut?
Es muss alles gut organisiert sein: das Essen, der Weg zum Training, das Lernen und die Erholung. Oft lerne ich unterwegs im ÖV und ich erhalte im Geschäft Zeitfenster, welche ich zum Lernen nutzen kann. Zudem darf ich etwas früher Feierabend machen, damit ich rechtzeitig im Abendtraining bin. So bekomme ich alles unter einen Hut.
Wie gestaltet sich ein Tag von Ihnen?
Ich stehe jeweils kurz nach 6 Uhr auf und gehe entweder zur Arbeit oder zur Schule. Wenn ich arbeite, gehe ich fürs Mittagessen nach Hause. Dann arbeite ich nachmittags nochmals bis 16.30 Uhr und gehe abends ins Training. Am Donnerstagmorgen stellt mich das Geschäft frei, damit ich nach Basel ins Training kann. Im Winter fahre ich zudem am Freitagnachmittag nach Magglingen.
Wie viele Trainingseinheiten haben Sie?
Im Winter ca. sechs bis sieben; in der Wettkampfsaison etwas weniger.
Im Sommer bestreite ich fast jedes Wochenende einen Wettkampf. Im Oktober ist Saisonpause und nach den Herbstferien beginnt der Aufbau. Ende Januar beginnt die Hallensaison.
Was ist gefällt Ihnen am Stabhochsprung?
Der Sprung gibt mir ein gutes Gefühl. Es ist eine sehr komplexe Disziplin bei der man an vielen Bereichen wie Anlauf, Einstich, aufrollen, Lattenüberquerung usw. Arbeiten kann. Auch das Springen mit einem längeren oder härteren Stab hat viel Einfluss auf die Höhe. Das Training ist sehr abwechslungsreich, da ich Kraft, Schnelligkeit, Technik und Turnerische Fähigkeiten brauche.
Haben Sie Freizeit?
Wenig; z.B. wenn ich am Wochenende keine Wettkämpfe habe und meistens am Sonntag.
Was tun Sie in Ihrer wenigen freien Zeit?
Ich treffe Kollegen oder geniesse die freie Zeit und mache nichts.
«So klappts in der Schule: Versuchen im Unterricht aufzupassen und Hausaufgaben sofort erledigen.» Sina Ettlin
Haben Sie Tipps für Ihre Mitlernenden, wie man die Schule effizient bewältigt?
Versuchen im Unterricht aufzupassen, so dass man gar nicht mehr so viel zu Hause machen muss und bei den Hausaufgaben gibt’s nichts anderes, als diese sofort zu erledigen.
Danach habe ich Training und die andern haben Freizeit. Ich versuche zudem, mit dem Lernen auf Prüfungen möglichst früh anzufangen.
Wer unterstützt Sie?
Meine Eltern unterstützen mich sehr. Meine Kollegen im Sport und mein Trainer. Und natürlich mein Arbeitgeber.
Möchten Sie Profisportlerin werden?
Ja, das ist mein Ziel.
Mein Ziel ist es an Grossanlässen teilnehmen zu können und regelmässig internationale Wettkämpfe zu bestreiten. Eine Olympiateilnahme wäre cool.
Empfinden Sie sich jetzt schon als Profisportlerin?
Es geht in diese Richtung. Noch nicht als Profisportlerin, aber als Leistungssportlerin. Ich denke Profisport ist es erst, wenn ich davon leben kann.
Haben Sie Fans?
In meinem privaten Umfeld schon, aber ausserhalb vermutlich nicht.
Es gibt jedoch jüngere Athletinnen, welche mich als Vorbild sehen.
«Durch einen ansprechenden Instagram Auftritt besteht die Chance, Sponsoren zu gewinnen.» Sina Ettlin
Verfügen Sie über einen Instagram-Account? Wozu nutzen Sie diesen?
Ja, ich habe einen Instagram Account. Früher habe ich vor allem Freizeitbilder gepostet. Und jetzt nutze ich ihn mehrheitlich als Sport-Account. Ich poste Resultate, Bilder oder Videos von Trainings und Wettkämpfen sowie von speziellen Ereignissen wie der U20 EM in Tallinn.
Durch einen ansprechenden Instagramm Auftritt, besteht auch die Chance Sponsoren zu gewinnen.
Haben Sie Sponsoren?
Nein. Ich bin aber neu auf «sporthilfe.ch». Und kann so Paten suchen.
Was könnte ein Sponsor für Sie tun?
Ein Sponsor könnte mich finanziell unterstützen wie z.B. bei der Finanzierung von Stäben, Trainingslagern oder auch mit Ausrüstung wie Sportkleider oder -schuhe. Insbesondere die Stäbe sind teuer und ich benötige mehrere. Ein Sponsoring oder eine Übernahme einer Sporthilfe-Patenschaft würde mich zusätzlich unterstützen und mein Umfeld finanziell entlasten.
«Ohne Sportlehre wäre es nicht möglich, den Leistungssport, so wie ich ihn jetzt betreibe, auszuüben.» Sina Ettlin
Was schätzen Sie an der Sportlehre?
Ich bin froh, dass es dieses Angebot an der HKVA gibt und ich einen Lehrbetrieb gefunden habe, die verlängerte Sportlehre zu absolvieren. Ohne Sportlehre wäre es nicht möglich, den Leistungssport, so wie ich es jetzt betreibe, auszuüben.
War für Sie klar, dass Sie neben dem Leistungssport eine Lehre absolvieren?
Ja, ich habe nach einer Ausbildung gesucht, welche sich mit Leistungssport kombinieren lässt. Ich schnupperte zuerst in Berufen des Gesundheitswesens. Aber da klappt eine Sportlehre kaum, auch wegen den Wochenendeinsätzen. Eher spät bin ich auf die Möglichkeit der verlängerten KV-Lehre gestossen. Nach dem Schnuppern in diesem Bereich war für mich klar, dass das die Lösung ist.
Wie nehmen Sie Ihre Klassenkollegen wahr?
Ich fühle mich eigentlich wie in einer «normalen» Klasse. Es ist cool, andere Leistungssportler in der Klasse zu haben. Ich finde es schade, dass in den ersten zwei Lehrjahren viele den Sport aufgegeben haben oder das Profil wechselten. So sind aktuell nur noch ca. die Hälfte der Schüler Sportlehrlinge.